Slow Down Fashion!

Slow Fashion Revolution

Wieder rattert der Zug unter den Füßen. Ratta tatata.. Mit einer Gemütlichkeit, die an das gemächliche Klackern der Nähmaschinen der Schneider erinnert.

Chai Chai.. Coffeeee Coffeee.. Stunde um Stunde vergeht.
Herrliche Landschaften ziehen vorbei, fremde Menschen, die mich anstarren, mit mir griemeln und Schach spielen.
Slow zu produzieren heißt Zeit haben. Zeit, um auf verschiedenen Hochzeiten gleichzeitig zu tanzen.

Zeit, wenn die vielen indischen Feiertage das tägliche Leben zum Erliegen bringen oder man wieder eingeladen wird „Come. Sit. Have Chai.“ Wenn einer der Schneider nicht zur Arbeit kann, Stoffe nicht ankommen, Knöpfe fehlen. Tagelange Stromausfälle die Nähmaschinen zum Erliegen bringen. Zugtickets zur Weiterreise nicht verfügbar, Monsunregen, in dem sich die Berge weißer, fertiger Kleidung türmen, wartend auf die Sonne um in Farben getüncht zu werden. „Sit. Have Chai.“

Sich als Deutsche der indischen Arbeitsmentalität vertraut zu machen war zu Beginn zunächst gewöhnungsbedürftig, doch über die Jahre lernt man immer mehrere Wochen dazu einzuplanen und mit dem Flow zu schwimmen. In Indien heißt „tomorrow“ eben nicht immer morgen und manchmal auch nicht übermorgen oder nächste Woche. Es ist unfassbar, dass die Fast-Fashion Industrie mit ihren schnelllebigen, schlechten Arbeitsbedinungen und dem enormen Druck ausgerechnet in Länder geht, die eine so gegenteilige Mentalität und Lebensweise an den Tag legt wie Indien.

Für Nomadic Affairs kaufe ich nur kleine Anteile der bunten Produktpalette auf.
Die Kleidung wird zum größten Teil eigens für den Laden produziert und in kleinen Familienbetrieben produziert. So kenne ich die meisten der Nomadic Affairs Schneider persönlich und kann sicherstellen wer die Kleidung tatsächlich näht. Für die Betreuung der Produktionen vom Designentwurf bis hin zum fertigen, neuen Lieblingsstück verbringe ich mehrere Monate des Jahres in Indien. So entstehen die neuen Kollektionen ohne angetriebene Eile. Dabei ist es für mich wichtig die kulturellen Gepflogenheiten ebenso zu respektieren wie die vielen Feiertage und extreme Wetterlagen. Es ist wichtig, dass wir uns wieder bewusst werden, wie viel Arbeit & Zeit in einem Kleidungsstück liegt. Wie viele Arbeitschritte und Menschen involviert sind, bis ein es bei dir im Schrank liegt.

Rattata tatat ta rattata tatat ta…

Wie ich den Fahrtwind liebe und die Geduld, die Indien mir mit seinem Indian Timing schenkt.
Sit. Have Chai. Slow down fashion, cause fashion production IS slow!

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